Kulturgeschichte
Sardinien ist ein Land der kulturgeschichtlichen Vielfalt.
Erste bedeutende Frühkultur ist die von Ozieri (drittes
Jahrtausend vor Christus), benannt nach der wichtigsten
Fundstelle, einer Grotte bei dem Ort Ozieri. Bekannt wurde
sie vor allem durch ihre Grabkammern, häufig ganze
Nekropolen wie Anghelu Ruju bei Alghero oder Montessu im
Sulcis. Verbindungen zum westeuropäischen Raum jener
Zeit lassen sich durch zahlreiche Dolmen feststellen (z.B.
Sa Coveccada im Landesinneren).
Bekannteste Kultur ist jener der Nuragier (zweites bis erstes
Jahrtausend vor Christus). Sie waren offenbar ein kämpferisches
Volk, errichteten sie doch tausende von Festungsanlagen,
die durch kegelförmige Türme (Nuraghen) gekennzeichnet
waren. Über 7000 dieser Türme wurden auf der Insel
bis heute gezählt. Bekannte Fundstätten sind Su
Nuraxi bei Barumini, der Nuraghe Losa oder die zahlreichen
namenlosen Nuraghen bei Macomer. Insbesondere im Norden
haben sich auch Gigantengräber der Nuragier erhalten,
so Coddu Vecciu in der Gallura oder S Ena e Tomes etwas
weiter südlich. Brunnentempel aus dieser Zeit, die
an Quellen errichtet wurden und der Huldigung des knappen
Gutes Wasser dienten, gibt es bei Paulilatino (Santa Cristina)
und bei Orune (Su Tempiesu).
Im 6. Jahrhundert vor Christus setzen sich die Phönizier
(auch Punier genannt) vom südöstlichen Mittelmeer
kommend auf Sardinien fest und lieferten sich im späteren
Verlauf blutige Kriege mit den Römern, die sich dort
ebenfalls niederlassen wollten. Bekannteste phönizische
und römische Ausgrabungen sind die Küstenstädte
Nora und Tharros. In den folgenden Jahrhunderten geriet
Sardinien unter byzantinischen (z.B. San Giovanni di Sinis)
und dann genuesisch-pisanischen Einfluß. Aus dieser
Zeit sind Kirchen wie Santa Trinita bei Sassari oder Santa
Giusta bei Oristano erhalten, aber auch zahlreiche unbekannte
Landkirchen auf der ganzen Insel. Im 14. Jahrhundert kamen
die Spanier und errichteten ein blutiges Regime auf der
Insel, das auf Unterdrückung und Feudalismus beruhte.
Alghero blieb 400 Jahre unter ihrer Herrschaft und ist im
Prinzip baugeschichtlich eine katalanische Stadt. Im 18.
Jahrhundert wurde Sardinien Königreich unter den Savoyen,
im 19. Jahrhundert war es Zankapfel und Konfliktpunkt in
der italienischen Vereinigungspolitik. Erst seit es 1948
den Status der Autonomen Region erhalten hat, herrscht im
Land wirklicher politischer Friede, der einhergeht mit steigendem
Selbstbewusstsein, einer Wiederbelebung der sardischen Kultur
und stetig wachsendem Tourismus.
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